Wie lange habe ich mich danach gesehnt in ein authentisches Ayurveda Retreat nach Indien zu fliegen.
In Indien habe ich neun Monate lang gelebt, damals, als ich noch ganz klein war, fünf Jahre alt. Meine Erinnerungen sind ganz verschwommen, ich erinnere mich aber noch gut daran, dass die Menschen ganz begeistert waren, mal so ein europäisches Mädchen mit gaaaanz dicken Pausbacken zu sehen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass mir alle in die dicken Bäckchen gekniffen haben und ich weinen musste weil es mir so weh getan hat. Und ich erinnere mich auch, wie leid es den Menschen tat, die mir daraufhin Rosen und Schokolade gebracht haben. Von den neun Monaten, die ich als Kind dort verbracht habe, ist das die lebhafteste Erinnerung. Und an einen Hund, Brownie hieß er, erinnere ich mich auch noch. Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich auch selbst nur noch Brownie genannt wurde. Witzig, wenn ich im Rahmen meines Psychologie Studiums daran denke, wie Kinder verschiedene Rollen annehmen um zu sehen, welche passt. Nun, ich bin froh, dass ich letzten Endes ganz glücklich mit meiner Rolle als menschliche Laila bin  :-))

Indien – Yoga, Ayurveda, und auch sonst geht ganz schön viel

Ich fliege nun also nach Indien, ganz alleine und nur mit mir selbst -und all meinen To-Do Tasks, die , wie sich später noch herausstellen wird, ziemlich unnütz sind.
Der Flug geht: Mailand – Frankfurt – New Delhi – Pune. Von Pune aus sind es knapp zwei Stunden Autofahrt bis ich oben in den Bergen in Mulshi ankomme. Auf dem Weg staune ich nicht schlecht. Als großer Thailand, vor allem Bangkok, Fan kenne ich dicht befahrene Straßen. Auch das ständige Hupen, wie in Istanbul, ist nichts neues für mich. Aber Indien ist nochmal ein neues Level. Und ich schreibe hier nicht über Bombay, sondern das kleinere Pune.
Regeln im Verkehr gibt es gefühlt gar keine. Ich erzähle mein großes Staunen später einem Inder aus dem Retreat der Herzhaft lacht und meine Theorie bestätigt: „Der mutigste gewinnt“. Trotz all dem drängeln, hupen und mutigem, dichten Verkehr schaffen es anscheinend alle irgendwie ans Ziel. Neben all dem Verkehr sehe ich unglaublich viel Müll überall. Und unglaublich viele Farben, Menschen, Hunde, Kühe, Pferde, Raben,… Ich sehe einfach so viel, dass ich trotz all der Müdigkeit nichtmal eine Sekunde von dem Blick auf die Straße ablasse, um all das in mir aufzusaugen was ich hier gerade sehe. Ich bin jetzt wirklich in Indien!

So viele Menschen, so viele Farben. Rote, gelbe, grüne Saris. Menschenmengen die auf den Straßen laufen, verdreckte kleine Imbissbuden neben großen, klimatisierten Cupcake-Geschäften. So bunt, so viel. Ich bin komplett übermüdet, und doch gilt meine ganze Aufmerksamkeit dem Geschehen auf den Straßen.
Je weiter ich mich vom Zentrum entferne, desto weniger Menschen werden es, nach einer Stunde löst sich auch der Dichte Verkehr durch angenehme Stille. Es geht bergauf. Und bergauf. Immer weiter in die Stille. Nach einer Weile fährt das Taxi vor ein großes Tor. Atmantan Wellness.  Das Tor öffnet sich und ich betrete eine neue Welt. Das Taxi fährt höher und höher, bis wir schließlich ankommen an der Rezeption. Ich werde freundlich empfangen und kann auch schön früher einchecken – das war dringend notwendig. Ich war nämlich so müde von der langen Reise dass es nicht mehr lange gebraucht hätte bis ich halluzinieren würde. Erstmal im Zimmer ankommen und ein paar Stunden schlafen.

Das Atmantan Wellness Center, Digital Detox und erste Eindrücke

Ausgeruht? Okay, dann gehts jetzt los.
Das Atmantan ist riesig und; Es gibt wirklich nirgendwo, abgesehen vom eigenen Zimmer, eine WiFi Verbindung. Überall stehen Schilder: Digital Detox. Na toll, das war es also erst mal mit meinem Plan, hier Vollgas zu geben und meine Essays vorzubereiten. Dazu möchte ich wohl erwähnen, dass selbst im Zimmer die Verbindung nicht die Beste ist. Der erste Tag, so ganz ohne Internet, ist wirklich gewöhnungsbedürftig. Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich Leuten schreiben will, sehen möchte, ob es neue Mails gibt, oder sonstiges Zeugs sehen/entdecken oder mit der Welt teilen will. Aber: Kein Internet, keine Updates. Und nach anfänglicher Nervosität darüber hat sich das totale Digital Detox als so ein Segen herausgestellt. Statt auf mein Handy zu schauen entdecke ich ganz kleine Dinge, die um mich herum so geschehen. Ich sehe schöne Blumen, Schmetterlinge, Vögel. Ich betrachte, aber ganz anders, als ich die Dinge davor betrachtet habe. Länger, wie ein Wissenschaftler.
Ganz besonders das, der digitale Detox, hat sich als Wohltäter für meine Seele erwiesen. Auch der Gedanke, der mich sonst immer wieder plagt, wenn ich Mails nicht zeitig beende ist nicht mehr da. Denn: Ich kann ja garnicht früher antworten. Wieso also stressen? Die Welt muss warten. Herrlich befreiend!

Zuvor habe ich ein Wellness Center Lanserhof am Tegernsee besucht – hier findest du meinen Bericht. Den Check-Up von dem Arzt, der einem zugeteilt wird kenne ich also schon. Meine Ärztin heißt „Lavita“ (was für ein passender Name😉 ). Wir reden über den Grund meines Besuchs – Cravings!-, sie befragt mich zu meiner Ernährung, meinem Schlaf und wir besprechen das Programm. Ich bekomme 3 Mahlzeiten am Tag -und ich esse zwei kleine und gesunde Snacks die in meinem Zimmer für mich bereitstehen.
Das Essen in Atmantan ist… klein. Kleine Schalen, schönes essen drin. Recht wenig. Und weil es so wenig ist, genieße ich jeden kleinen Bissen. Und esse extrem langsam. Ich kaue ordentlich, lasse mir nach jedem Bissen Zeit und bin überrascht, wie satt ich tatsächlich bin. Nicht so satt wie ich es zu hause bin, wenn ich nach dem Essen in einen komatösen Schlaf falle. Ich verstehe plötzlich was die Leute meinen, wenn sie sagen, dass Essen einem Energie liefert. Ich fühle mich angenehm satt, sagen wir, wie eine 6 auf einer Skala von 1 bis 10. Zu Hause bin ich meist eine gute 9,5.
In einem meiner vorigen Artikel habe ich meine hochproblematische Beziehung mit Essen beschrieben. Mein Besuch im Atmantan war in dieser Hinsicht ein voller Erfolg. Ich habe gesehen, dass es auch anders geht. Weniger, mit allem einfach weniger. So war es hier mit den Aktivitäten an denen ich teilgenommen habe, so war es mit dem Essen, dem Handy, meinen Projekten. Einfach von allem weniger. Und damit habe ich dann letzten Endes ein mehr an Balance gespürt. Ein angenehmes in mir ruhen. Keine Ekstase, kein Überfluss, wie ich ihn oft suche, sondern ein wohliges in mir Ruhen. Es war einfach fantastisch.

Atmantan Wellness – das Ambiente

Der Ort lädt zur Ruhe ein. Berge überall. Nun gut, ich lebe in der Schweiz, Berge sehe ich jeden Tag. Ein Besucher hat gelacht als ich ihm gesagt habe dass ich aus der Schweiz komme. Als seine Frau die schöne Landschaft um Atmantan herum erwähnt hat, sagte er: „Sie lebt in der Schweiz! Sie sieht sowas jeden Tag, das ist nichts besonderes für sie“.
Ja und nein. Ich sehe die Berge und den See direkt vom Haus aus, und es ist immer spektakulär. Jeden einzelnen Tag, den ich aufwache und die schöne Landschaft sehe denke ich: „Wow“. Nicht jeden moment, aber mindestens zwei mal täglich. Und doch bin ich der Meinung, dass jeder Ort seine eigene Magie besitzt.
Atmantan hat sich sehr viel Mühe mit der Dekoration gegeben, das habe ich jeden Tag gesehen, wenn die Mitarbeiter die Blumenarrangements erstellen. An jeder Ecke sieht man kleine, farbenfrohe Muster.
Und auch die größere Deko lädt zum meditieren ein. So haben es mir zwei Bereiche im ganzen Center besonders angetan: Zum einen das „Amphitheater“, mit wunderschönem Ausblick über den Fluss und auf die Berge und zum anderen der Ort, an dem sie einen großen Buddha platziert haben. Hier habe ich fast jeden Tag meditiert und die innere Ruhe in mir aufgesogen.
Es gibt auch einen Pool, einen „Oxygen Park“ an dem man mich immer mal wieder lesend gefunden hat, und einen Minigolfplatz.
Das gesamte Center ist sauber und reich an Natur. Ich habe wahnsinnig viele Kolibri in verschiedenen Farben am Pool gesehen. Ich habe selten jemand anderen am Pool gesehen, obwohl das Wetter toll war. Ich glaube, dass die meisten an vielen Aktivitäten teilgenommen haben und das chillen da nicht unbedingt die Priorität war. Für mich war es andersrum, und so hatte ich dann glücklicherweise den gesamten Pool zur Eigennutzung.
Ein Wort noch zum Gym; Das ist gigantisch. Es gibt neben dem normalen Gym, das so ziemlich alle Maschinen und eine Riesenfläche hat, auch noch ein TRX Gym mit Boxsack, ein Yogastudio, ein Pilates Studio und ein Wassergymnastik-Indoor-Becken.

Atmantan Wellness – Was hat es gebracht?

Während meines Aufenthalts im Ayurveda Center habe ich viel Zeit zur Reflexion gehabt. Was läuft gut in meinem Leben, was möchte ich ändern? Durch das Geschenk, kein, bzw. kaum, Internet zu haben konnte ich mich ohne Unterbrechungen einzig und allein auf mich konzentrieren. Das an sich war ein großes Geschenk, die Welt mal anders zu betrachten. Langsam sein, alles um sich herum warten lassen, auch mal für ganz kleine Dinge halt machen, zum Beispiel um sich Blätter oder Insekten anzuschauen. Das ist eine Achtsamkeit Übung und etwas was mir, im Gegensatz zur Meditation, in der Vergangenheit eher schwer gefallen ist.
Mein Aufenthalt im Ayurveda Center hat mir unglaublich dabei geholfen, einfach mal „zu sein“, zu reflektieren und besonders auch, mir selbst mit einem Lächeln zu begegnen. Ein Lächeln weil ich in der Gegenwart bin. Nicht in der Vergangenheit oder der Zukunft, sondern mit meinen Gedanken wirklich und zu hundert Prozent im Hier und Jetzt.
Alleine aus dem Grund halte ich das Atmantan in schöner Erinnerung. Ein Ort der Ruhe und Selbstreflektion. Für einige andere Besucher war es genau das Gegenteil, ich habe mich mit einigen Unterhalten, die von Kurs zu Kurs gingen (das Kursangebot ist riesig) und die ganzen Aktivitäten sehr genossen.
Und so hat jeder seine eigenen Ziele und kann diese genau hier, in den ruhigen Bergen in Pune, verwirklichen.

In meinem nächsten Artikel geht es um das Osho Retreat im Pune. Ich habe meinen Aufenthalt verlängert, nur um den Osho Vibe zu spüren (und es war es allemal wert)

 

Ein paar abschließende Worte

 

Das Ayurveda Retreat hat fantastisches Essen gehabt, was natürlich auch zu erwarten war. Indisches Essen ist absolut genial und die große Auswahl an vegetarischem und Veganer Essen erfüllt jeden Wunsch. Nach meinem Besuch habe ich mir einige Kochbücher gekauft und bin immer noch verliebt in die Vielfalt an Gerichten.

 

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