Ich bin ganz großer Fan von so ziemlich allem, was mit Persönlichkeitswachstum zu tun hat. Ich bin aber auch Skeptikerin und allergisch dagegen, wenn ich merke, dass mich jemand beeinflussen will. Und nach einigen Jahren, die ich in der “Spirituellen Szene” verbracht habe, kann ich sagen, dass das ganz schön viele sind. Von teuren Kursen und Workshops (darüber habe ich mit meiner Freundin, die Psychologin und Spezialistin im Bereich Narzissmus ist neulich erst gesprochen), bis über Coachings und den Verkauf von teuren Kristallen zur Chakrenreinigung – überall finden sich die Scharlatane, die sich an Menschen bereichern wollen.

Ich differenziere hier ganz klar; In meinem Artikel geht es nicht um Menschen, die anderen helfen wollen, die Yoga, Meditation, Klangschalen oder Reiki anbieten, weil es ihnen geholfen hat und sie das nun raus in die Welt tragen möchten. Es geht auch nicht um Verkäufer von Produkten, die spirituelle Symbolik erhalten, oder die Ästhetisch wunderschön sind (Kristalle! Tarotkarten! Meine Seidentücher!) und denen energetische Wirkungen nachgesagt werden. Es geht hier nicht um Schamanen, Heiler oder Coaches deren Herz rein ist. Die Freude, Hoffnung oder Ästhetik in die Welt tragen möchten und andere dabei unterstützen, als Menschen zu wachsen.

Die Welt ist viel nuancenreicher als zu sagen: Verkauf von Spiritiuellen Services = böse. Nein, so einfach ist das nicht.

Es geht mir um Menschen, die glauben, dass ihre Interpretation die einzig wahre ist, die richtige, und deswegen endlos viel kosten darf (für einen Online Workshop oder ein Wochenendseminar in Buxtehude). Spiritualität ist so unendlich persönlich und individuell, dass die Angehensweise einer Person, die gerne mit Chakren arbeitet, einer anderen Person, die vielleicht Achtsamkeit braucht, nicht unbedingt hilft. Es ist gut, viele Angehensweisen zu testen, aber besonders bei spirituellen Workshops habe ich die Erfahrung gemacht, dass weniger Geld fast immer besser ist. Warum? Weil Menschen die Spiritualität als Weg zu mehr Erfüllung anbieten, idealerweise daran interessiert sind, die Techniken besonders vielen Menschen anzubieten und ihnen zu helfen, und nicht nur denen, die besonders flüssig sind.

Sekten Spiritualität

Christliche Sekten sind eine besonders problematische Erscheinung im Zusammenhang mit Spiritualität. Es handelt sich dabei um Gruppen, die sich meist von der offiziellen Kirche abgespalten haben und sich einer charismatischen Führungsperson unterordnen. Die Mitglieder dieser Sekten werden oft stark manipuliert und isoliert, um so die Kontrolle über sie zu erlangen. Es ist wichtig, sich über solche Gruppen zu informieren und kritisch zu hinterfragen, bevor man sich ihnen anschließt. Beispiele sind die Polygamists mit ihrem Sektenführer der Minderjährige Mädchen verheiratete, und David Koresh von den Branch Davidians, Osho gilt auch als Sektenführer.

Sektenführer nutzen die Verletzlichkeit von Gläubigen und spirituell Suchenden aus, nicht nur im christlichen Glauben. NXIVM begann als Multi-Level-Marketing-Scheme und Coaching-Programm. Menschen wurden rekrutiert und aus ihrer Suche nach spiritueller Bedeutung wurde ordentlich Profit geschlagen. Doch die Spirale ging immer weiter, so weit, dass sich Frauen letztendlich brandmarken ließen, um ihre Treue zum Programm und ihrem Führer zu beweisen und sich als Sklavinnen anzubieten.

Es gibt unglaublich viele machthungrige Menschen, die auf ihre „Beute“ warten. Diese Beute sind Suchende auf ihrem Weg zu spiritueller Erfüllung: Menschen, die vielleicht vor kurzem einen geliebten Menschen verloren haben oder in eine neue Stadt gezogen sind und Anschluss suchen, Menschen, die sich gerade in einer Trennung oder Scheidung befinden. Es gibt so viele soziale Einflüsse, die Menschen in die Schusslinie von machthungrigen und narzisstischen Menschen treiben.

Meine Hauptinteressen in meinem psychologischen Studium liegen in den Bereichen Psychopathie, Radikalisierung und Sekten. Mit diesem Artikel möchte ich zumindest ein bisschen Licht in die dunklen Ecken der Spiritualität bringen.

Spiritualität oder Betrüger – Hierauf solltest du achten

Coaches

Es gibt die “guten” Coaches, die wirklich helfen wollen, zuhören, aktiv an den Themen des Coachees arbeiten. Diese Coaches motivieren, spornen an und sind bei deinen Themen. Sie bilden sich regelmäßig weiter und sind transparent in ihrer Arbeit. Die Arbeit mit solchen Coaches ist nicht auf lange Zeit ausgerichtet. Dadurch, dass Coaches in den vergangenen Jahren wie Pilze aus dem Wald geschossen kamen, wird es zusehends schwieriger, tatsächlich equippte Coaches zu finden. Coaches sind KEINE Psychologen und nicht in diesem Bereich ausgebildet (es sei denn, sie sind ebenfalls Psychlogen und ziehen hier eine klare Trennung. In der Regel ist das jedoch nicht der Fall). Sie verlangen jedoch oftmals mehr Geld als Psychologen. Das ist an sich schon fragwürdig, besonders, da “Coach” kein geschützter Begriff ist, während Psychologen jahrelanges Training benötigen und ebenfalls Techniken, wie das Coachen von Klienten, lernen. Wer sich in die Hände von Coaches begibt, sollte vorher unbedingt darauf bestehen zu Erfahren, welche Qualifikationen dieser Coach hat, und auch, was dieser Coach zuvor gemacht hat. Ich habe 19 jährige Lifecoaches gesehen und 20 jährige Buisness Coaches, die sich alleine vom Alter her für intensives Wissen und Reflektion disqualifizieren. Ich habe bei einigen Coaches auch ein besonders ausgeprägtes Maß an Narzissmus entdeckt. Beachte auch, dass viele Coaches in das Coaching kommen, weil sie an ihren eigenen Themen arbeiten. Das ist an sich total ok, allerdings habe ich bei einiges gesehen, und auch von Freunden gehört, dass diese Coaches ihren Lösungsweg anbieten – das ist nicht unbedingt zielführend und bestätigt wieder einen gewissen Mangel an Selbstreflektion und Empathie gegenüber den Klienten, die eben mit ihren eigenen Themen in das Coaching kommen, nicht mit den Themen des Coaches.

Super teure Workshops und Seminare

Das Menschen für ihre Services bezahlt werden wollen sollte klar sein. Helfen und Spiritualität hin oder her – das Essen auf dem Tisch kann eben nicht mit Licht und Liebe bezahlt werden. Wenn 2 Stündige Online Seminar jedoch 100 Euro kosten, oder 3 tägige Online Gruppenworkshops 600 Euro Kosten, dann empfehle ich Vorsicht. Da ist jemand hungrig nach Geld und nicht nach dem Bedürfnis, anderen zu helfen. Ich habe Geld, viel Geld, und das investiere ich unglaublich gerne in Persönlichkeitsentwicklung. Aber es gibt Grenzen. Aus Neugierde habe ich mal solche teuren Workshops besucht und war ganz schön enttäuscht. Während andere Workshops weniger als ein Viertel davon gekostet haben, hatte ich das Gefühl, dass die Bedürfnisse der Teilnehmer viel mehr im Vordergrund standen. Ganz besonders bei Workshops und Seminaren im spirituellen Bereich ist teuer nicht besser, sondern eher inauthentisch.

 

Autorität und Kontrolle

Kommuniktion mit Coaches, Gurus oder Lehrern sollte immer transparent und auf Augenhöhe stattfinden. Autorität ist eine riesige Red Flag.

(Peer) Pressure

Beeinflussen (durch schlechtes Gewissen machen, kleinreden oder ähnliches) – Ja ja, es ist gut wenn wir uns unseren Ängsten stellen, über unsere Grenzen hinaus schießen und die Komfortzone verlassen. Es ist aber auch, ich würde sogar behaupten NOCH, wichtiger, dass wir unsere eigenen Grenzen, unsere Boundaries, respektieren. Wenn wir etwas wirklich nicht machen wollen, oder wenn wir etwas JETZT nicht machen wollen (zum Beispiel uns zu einem Wochenendworkshop anmelden), und dann bedrängt werden oder uns deswegen ein schlechtes Gewissen gemacht wird, dann gibt es nur eins zu tun: Rennen! Renn so schnell du kannst, denn von allen Red Flags ist das wohl die schlimmste. Sie macht nicht nur das Ego platt, sondern zieht auch allerlei negative Konsequenzen mit sich. Einige Menschen, die Halt in der Spiritualität suchen, mögen in diesem Moment eine kleine Identitätskrise haben. Sie zweifeln an sich und denken “Vielleicht bin ich ja wirklich zu ängstlich/misstrauisch. Vielleicht verpasse ich ja wirklich meine Chancen. Vielleicht muss ich mich einfach überwinden”.

Nein, musst du nicht. Wenn es sich nicht gut anfühlt, dann höre in dich hinein; Was genau fühlt sich falsch an? Ist es wirklich die Angst vor neuem, oder ist es die Intuition die dir sagt, dass da was nicht stimmt?

Höre immer auf deine Intuition. Sei experimentierfreudig, aber eben auch skeptisch genug um dich nicht auf jeden Müll einzulassen. Hab Spaß am Leben und höre immer immer immer auf deine Intuition.

Letzte Gedanken zu spiritueller Persönlichkeitsentwicklung

Ich habe einen Haufen Kurse, Coaching, Workshops, Retreat und Techniken getestet, von Reiki zu Chakrenreinigungen, Ahnenmeditationen, Psychedelics, Schamanischen Zeremonien und so viel mehr. Ich habe Private Stunden, Gruppenzeremonien und Online-Workshops versucht.

Dabei habe ich eine Menge Menschen getroffen, deren Herz rein ist und die sich als Heiler sehen. Und leider auch solche, die Spiritualität als Weg sehen, sich schnell zu bereichern. Es geht überall schwarze Schafe und es ist die Aufgabe jedes einzelnen von uns, uns vor diesen zu schützen.

Ob du Retreats besuchst oder dich von YouTube Videos anleiten lässt – genieße die Erfahrungen die du machst und reflektiere immer mal wieder über den Weg, auf dem du dich befindest. Deine Intuition ist dein bester Begleiter.

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